Stell dir vor, du sitzt in einer Gruppe von Menschen, die ähnliche Ängste haben wie du. Du fühlst dich verstanden, nicht mehr allein. Doch gleichzeitig merkst du, dass das ständige Reden über deine Ängste dazu führt, dass sie sich noch stärker manifestieren. Wie kann das sein?

Die aktuelle Gehirnforschung zeigt uns, dass unsere Gedanken eine direkte Auswirkung auf unsere Emotionen haben. Je mehr wir uns mit unseren Ängsten beschäftigen, desto stärker verankern wir sie in unserem Gehirn. Das kann dazu führen, dass Ängste chronisch werden und unsere Wahrnehmung von Bedrohungen verzerrt wird.

Selbsthilfegruppen bei Angststörungen: Segen oder Fluch?

Selbsthilfegruppen bieten unbestreitbar viele Vorteile:

  • Gefühl der Zugehörigkeit: Du fühlst dich verstanden und nicht mehr allein.
  • Erfahrungsaustausch: Du kannst von den Erfahrungen anderer lernen und neue Perspektiven gewinnen.
  • Motivation: Die gegenseitige Unterstützung kann dich motivieren, an dir zu arbeiten.

Doch es gibt auch eine Kehrseite:

  • Verstärkung negativer Gedanken: Das ständige Reden über Ängste kann dazu führen, dass negative Gedankenmuster zementiert werden.
  • Sozialer Druck: In der Gruppe kann der Druck entstehen, besonders ängstlich zu sein, um Mitgefühl zu erhalten.
  • Fokus auf Symptome statt Lösungen: Manchmal liegt der Fokus zu sehr auf den Symptomen der Angst, anstatt auf der Entwicklung von Bewältigungsstrategien.

Wie können Selbsthilfegruppen ihre Wirkung optimieren?

Um die positiven Aspekte von Selbsthilfegruppen zu erhalten und gleichzeitig die Risiken zu minimieren, sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Balance zwischen Austausch und Lösungen: Neben dem Austausch über Ängste sollte der Hauptfokus auf der Entwicklung von konkreten Strategien zur Bewältigung liegen.
  • Achtsamkeitsschulung: Achtsamkeitsübungen können helfen, den Fokus von den Ängsten abzulenken und im gegenwärtigen Moment zu bleiben.
  • Kognitive Umstrukturierung: Lerne, negative Gedanken zu identifizieren und durch realistischere zu ersetzen.
  • Professionelle Begleitung: Eine geschulte Gruppenleitung kann einen konstruktiven Austausch fördern und auf individuelle Bedürfnisse eingehen.

Fazit

Selbsthilfegruppen können ein wertvoller Bestandteil der Behandlung von Angststörungen sein, jedoch nur,wenn das Hauptaugenmerk auf positive Denkmuster gerichtet ist. Es ist wichtig, die Gruppen bewusst auszuwählen und aktiv an der Gestaltung des Gruppenprozesses mitzuwirken.

Tipps für Betroffene:

  • Suche nach einer passenden Gruppe: Achte darauf, dass die Gruppe thematisch vorwiegend auf positive Lösungsstrategien ausgerichtet ist und eine professionelle Leitung hat.
  • Sei aktiv: Beteilige dich aktiv an den Gesprächen und bring auch deine eigenen positiven Erfahrungen ein.
  • Ergänze die Gruppe durch andere Therapieformen: Eine Kombination aus Selbsthilfegruppe und individueller Therapie kann sehr effektiv sein.

Fazit: Selbsthilfegruppen können ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Überwindung von Ängsten sein, wenn sie richtig genutzt werden. Indem du die positiven Aspekte nutzt und die potenziellen Risiken minimierst, kannst du das Beste aus deiner Teilnahme herausholen.

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